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10 Jahre Integrationstraining für Menschen mit erworbenen Hirnschädigungen

Schritt für Schritt findet Silke Sühsmann wieder zurück in den Berufsalltag.

Das Bfw Sachsen-Anhalt blickt auf 10 Jahre Integrationstraining für Menschen mit erworbenen Hirnschädigungen (NTZ) zurück.

Die vergangenen Jahre schrieben zahlreiche Erfolgsgeschichten, in denen Menschen nach schweren Krankheiten oder Unfällen wieder zurück ins Leben gefunden haben. Unter ihnen der erste NTZ-Teilnehmer im Bfw Sachsen-Anhalt Dirk Hebekerl. Nach einem schweren Motorradunfall lag der junge Mann zwei Wochen im Koma – Schädel-Hirn-Trauma III. Grades, Hirnblutung, Schädel-Basis-Bruch sowie Mittelgesichtsfraktur, stellten die Ärzte fest. Ihre Prognose: Pflegefall. Doch er gab nicht auf, absolvierte das Integrationstraining im Bfw und im Anschluss eine Ausbildung zur Fachkraft für Veranstaltungstechnik als ambulante BRB-Maßnahme (Berufliche Rehabilitation in Betrieben).

Auch der damals 19-jährige Bfw-Teilnehmer Michel Mertens kämpfte sich mit starkem Willen zurück in sein Leben. Nach einem schweren Verkehrsunfall war er zunächst an den Rollstuhl gefesselt. Ebenso wie das Gehen, musste er auch das Lesen und Schreiben komplett neu erlernen. Nach Abschluss der physiologischen und ergotherapeutischen Behandlung sowie der medizinischen Rehabilitation, absolvierte Michel Mertens das Integrationstraining im Bfw Sachsen-Anhalt. Schnell stellte er fest, dass die Ausbildung zum Gartenbauwerker mit der Möglichkeit der Weiterbildung zum Gärtner genau der richtige Beruf ist. Obwohl sein visueller Wahrnehmungsbereich durch das nicht vorhandene räumliche Sehen stark eingeschränkt ist, absolvierte er den Vorbereitungslehrgang in einer speziellen Einrichtung für blinde und sehbehinderte Menschen und im Anschluss daran die Ausbildung.

Silke Sühsmann (Foto) ist ebenfalls eine von 197 Teilnehmer/innen, die mit dem Integrationstraining Schritt für Schritt wieder in den Berufsalltag zurückfinden möchte. Mehrere Schicksalsschläge rissen die gelernte Konditorin aus ihrem Alltag: Erst ließen psychische Probleme die Schichtarbeit in der Konditorei nicht mehr zu. Als sich die 45-Jährige gerade auf dem Weg der Besserung befand, änderte ein Schlaganfall ihr Leben schlagartig. Die berufliche Rehabilitation musste warten, bis sie körperlich wieder zu Kräften kam. Seit Januar ist Silke Sühsmann im Bfw Sachsen-Anhalt. Im RehaAssessment entdeckte die den Beruf der Verkäuferin für sich. Doch für eine Ausbildung war es noch zu früh. Erstmal muss sie körperlich wieder fit werden und sich schrittweise an die Herausforderungen im Berufsalltag gewöhnen. Seit einigen Monaten ist Silke Sühsmann im Rahmen des Integrationstrainings für Menschen mit erworbenen Hirnschädigungen in der Cafeteria des Bfw Sachsen-Anhalt tätig. „Es ist schwer zu akzeptieren, dass man früher mehrere Sachen gleichzeitig erledigen konnte und jetzt nicht mehr dazu in der Lage ist. Ich habe meinen früheren Beruf geliebt und es ist schwierig für mich gerade so feine, anspruchsvolle Torten und Dekorationen nicht mehr machen zu können “, erklärt sie. In der Cafeteria erkennt Silke Sühsmann aber geliebte Arbeiten wieder, denn das Backen von leckerem Kuchen gehört auch hier zu ihren Aufgaben.

Krankheiten und Unfälle können schwere Schicksalsschläge sein. Durch berufliche Rehabilitation finden Menschen wieder zurück in den Berufsalltag und damit auch in ein normales Leben. Das Integrationstraining ermöglicht Menschen mit erworbenen Hirnschädigungen einen nahtlosen Übergang von der medizinisch-beruflichen zur beruflichen Rehabilitation. Durch gezieltes Training wird die Leistungs- und Handlungsfähigkeit Schritt für Schritt gesteigert. So können Betroffene wieder vollständig am gesellschaftlichen Leben teilhaben. Neben dem Integrationstraining für Menschen mit  erworbenen Hirnschädigungen finden seit April 2011 auch Menschen mit psychischen Behinderungen ein Integrationstraining (ITP) im Trainingscenter des Bfw Sachsen-Anhalt.

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