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„Körperliches Leiden wirkt sich oft auf die Psyche aus“

Psychische Erkrankungen und die Arbeitswelt wurden im Bfw Sachsen-Anhalt diskutiert

Psychische Erkrankungen sind ein weit verbreitetes Krankheitsbild. Über 16 Prozent aller Arbeitsunfähigkeiten gehen laut dem DAK Gesundheitsreport auf psychische Erkrankungen zurück. Wie können psychisch Erkrankte den Weg in die Arbeit zurückfinden, welche Entwicklungen und Möglichkeiten gibt es in der beruflichen Teilhabe und wie kann die psychische Gesundheit besser geschützt werden? Diesen Fragen widmeten sich Experten kürzlich im Bfw Sachsen-Anhalt.  

Psychische Krankheiten reichen von bipolaren Störungen, Schizophrenie bis hin zu vorübergehenden Depressionen. Nicht alle Betroffenen benötigen Hilfe. Doch wer einmal wegen einer psychischen Diagnose ausgefallen ist, hat es oft schwer wieder in den Berufsalltag zurückzukehren. „Psychische Erkrankungen sind die Hauptursache für eine frühzeitige Erwerbsunfähigkeit“, sagte Rodrigo Rivera Luna, Chefarzt der Psychiatrischen Tagesklinik Staßfurt. Rivera Luna beobachtet: „Die gesellschaftliche Akzeptanz hat sich im Laufe der Jahre gewandelt. Über Depression wird häufiger gesprochen.“ Dennoch falle es den Patienten weiterhin schwerer, über ihre Depression zu sprechen als über körperliche Erkrankungen.

Laut dem Gesundheitsreport 2016 steigt die Zahl der Fehltage aufgrund von psychischen Erkrankungen Jahr für Jahr. „Seit dem Jahr 2000 sind die Fehltage durch psychisches Leiden in Sachsen-Anhalt um 172 Prozent gestiegen“, so Rivera Luna. Auch im Bfw Sachsen-Anhalt wird dieser Anstieg erkannt. „Unsere Teilnehmer kommen meist durch eine körperliche Erkrankungen zur beruflichen Neuorientierung ins Bfw. Körperliche Leiden wirken sich oft auch auf die Psyche aus. Wer aber erfolgreich in den Arbeitsmarkt integriert werden soll, muss sowohl physisch, als auch psychisch stabil sein“, erklärte Frank Memmler, Geschäftsführer des Bfw Sachsen-Anhalt. 

Im Kompetenz- und Trainingscenter im Bfw Sachsen-Anhalt lernen die Teilnehmer das praktische Arbeiten Schritt für Schritt mit dem Ziel wieder in Arbeit zu kommen. Die Trainingsbereiche des Bfw, wie beispielweise die Cafeteria oder Holzwerkstatt, führen die Teilnehmer wieder in  den Arbeitsalltag ein. Es werden reale und simulierte Aufträge bearbeitet, um berufsrelevante Kompetenzen zu trainieren. „Mit professioneller Unterstützung, Zeit, viel Geduld, Optimismus und auch etwas Glück haben psychisch Erkrankte eine Chance auf dem Arbeitsmarkt“ so Britta Rummel, Psychologin im Bfw.

Besser Vernetzen und die psychische Gesundheit schützen

Beate Olmen vom Integrationsamt Magdeburg plädierte für eine bessere Vernetzung von Kostenträgern, Arbeitnehmern und Arbeitgebern, um so psychisch erkrankte Beschäftigte wirkungsvoll unterstützen zu können. Das Integrationsamt hat als wesentliche Aufgabe die möglichst dauerhafte Eingliederung und Teilhabe schwerbehinderter Menschen in das Arbeitsleben. Es ist gleichermaßen Ansprechpartner für behinderte Menschen wie auch für Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber.

Dass es oft am Arbeitsplatz zu Belastungen und Stress kommt, weiß Astrid Heimendahl, denn sie berät Menschen bei psychischen Belastungen und hilft aus einer Krise. „Die WHO definiert Gesundheit als Zustand des vollkommenen körperlichen, seelischen und sozialen Wohlbefindens und nicht die bloße Abwesenheit von Krankheit oder Gebrechen“, so Astrid Heimendahl. Dass wir Menschen Essen, Trinken und Schlafen müssen, ist jedem klar. Es handelt sich dabei also um physiologische Grundbedürfnisse. Ohne sie geht es nicht. Doch wenn unser Körper Grundbedürfnisse hat, die erfüllt werden müssen, könnte unsere Seele dann nicht auch welche haben?  Selbstverwirklichung, Autonomie und soziale Zugehörigkeit seien auch im Beruf sehr wichtige Komponenten. Wenn wir diese nicht erreichen, kann das krank machen. Astrid Heimendahl kennt einige Ansätze, um gar nicht erst in eine psychische Erkrankung zu fallen. Wenn es aber Anzeichen dafür gibt, appelliert sie an jeden, diese nicht einfach hinzunehmen, sondern sich zu stellen.

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